. . . Ich mag keine Köche die mit dem Mikrophon in der Küche stehen und «ihre» Teller kontrollieren. Ich liebe Köche, die noch selber Hand anlegen, die sich die Finger verbrennen, die leise fluchen und ihr Personal mit Respekt behandeln. Ich mag keine Schaumschläger mit Reagenzglas und Pinzette, keine Möchtegerne, die mit Zierleisten arbeiten und mit Kartoffelschuppen und Gemüsestroh langweilen.
Was ich schätze, sind Köche mit Bodenhaftung. Macher und Genussmenschen, die wissen, was sie tun, was Genuss, was Natur ist, und die wissen, wie ihr Fleisch gehalten wird. Oasen eben, bei denen ich zum Tagedieb werde und bei denen ich mit Appetit in Küche und Keller investiere. Für einen lauwarmen Ochsenmaulsalat pilgere ich zu Alexander Rufibach nach Fraubrunnen.

Für den perfekten Kalbskopf reise ich nach Villarepos zu Arno Abächerli und für den fangfrischen Hecht im Bierteig zu Max Eichenberger nach Birrwil. Habe ich Lust auf gratinierte Kutteln fahre ich zu Franz Wiget nach Steinen. Ist mir nach einem sämigen Risotto mit zartem Kaninchen zumute, suche ich Hans Gloor in Camedo auf und mag ich es leicht und überraschend, klopfe ich bei Tanja Grandits in Basel an. Alles Köche, die ich sehr schätze. Einer fehlt. Genau. Der Verrückte, ein Freund. Werner Tobler. Der noch kochen wird, wenn ihm der Sargdeckel auf den Kopf fällt. Der als Koch geboren ist, der nichts dem Zufall überlässt, der täglich kocht und kocht und kocht…

Bei ihm am Küchentisch zu sitzen, ist Lebensqualität, ist Lernstunde für den Gaumen, macht Freude. Freude macht mir auch Werners Kochbuch. Nichts Kompliziertes, kein Gourmettempeldeutsch, dafür Ausdrucksstark mit wunderschönen Bildern, mit klarer Küche und klarer Sprache. Ein Kochbuch, das nicht in die Bibliothek, sondern auf den Küchentisch gehört. Ein Kochbuch zum Benutzen, zum Lesen, zum Schmökern. Ein Kochbuch für gute Momente im Alltag, für Menschen, deren Verstand durch den Bauch geht, kurz, ein Kochbuch für Genussmenschen wie Sie, Du und ich. Erschaffen von Sylvan Müller, einem Fotografen mit dem Blick für das Wesentliche, von Oliver Roth, einem Stylisten mit ruhiger Hand – und von Werner, aber den kennen wir ja. Noch das Wichtigste zum Schluss. Richtig. Der Fels in der Brandung, der ruhenden Pol, das Organisationstalent, das den Überblick behält, das ruhig denkt und überlegt handelt, das als Letztes die Lichter löscht. Von wem ich rede? Von Lebens- und Geschäftspartnerin Uschi Frapolli. Von der Frau, die immer etwas blass um die Nase ist und alles fest im Griff hat. Na ja, fast. Genau. Werner ist immer für eine Überraschung gut. Aber das weiss Uschi, das wissen wir. Viel Spass beim Kochen…

Über mich

Ich esse nur noch bei jenen Köchen, von denen ich weiss, dass sie keine Schönschwätzer sind. Ehrliche Handwerker sind mir lieber. Ich mag keine Götter in Weiß, die durch ihr Lokal stolzieren und den Kamm stellen. Ich mag keine Köche die mit dem Mikrophon in der Küche stehen und «ihre» Teller kontrollieren.